Ferdinand Filler

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Ein Bildhauer des Maßes

von Doris Schmidt
Süddeutsche Zeitung, 5.7.1977

... „Er gehörte zu den Leisen, den Unaufdringlichen, war ein Mann mit einer schönen Liebe zur Natur, und er besaß eine Bescheidenheit, die ihn prädestinierte, in kirchlichem Auftrag tätig zu sein. In Untermeitingen bei Augsburg kam er 1902 zur Welt, studierte in München bei Hiller an der Akademie, war nach dem Krieg Gründungsmitglied der „Neuen Gruppe“, mit der er auch häufig ausgestellt hat. In seinen späten Jahren erhielt er in München mehrere Preise, darunter den Preis der Akademie der Schönen Künste. Sein populärstes Werk in München ist der Wedekind-Brunnen. In den Jahren nach dem Krieg hat Filler für mehrere Münchner Kirchen, darunter die Mariahilfkirche und die Kirche Königin des Friedens, das Leben Jesu einprägsam dargestellt. Die Unterordnung unter das Thema, das „Hineinhören“ ins Material, vor allem ins so schwierig zu bearbeitende Holz, kennzeichnen sein Schaffen. Sein Schönheitsbegriff, der in seinen freien Arbeiten in der Statue einer Aphrodite oder einfach in stehenden oder sitzenden Frauengestalten zum Ausdruck kamen, war ohne Emotionen. Die Gestalten lassen sich interpretieren als Gefäße für eine fast anmutige Vorstellung vom Menschen. Filler gehörte zu den wenigen, die ihre Grenzen genau kennen und die so klug sind, sie nicht zu überschreiten. Soviel Maß ist und war zu allen Zeiten rar.